Die Vulkanlandschaft um uns herum erinnert uns ständig an die Ausbrüche, die Dörfer und Felder unter sich begruben, besonders an jene in den Jahren 1730 und 1736 in Timanfaya. Wo ein so gut sichtbares Zeugnis derart präsent ist, erscheint es nur logisch, dass die Schutzpatronin der Insel die Jungfrau ist, die das Wundervollbrachte, die Lavaströme aufzuhalten. Der Geschichte nach ersuchten die Einwohnerinnen und Einwohner von Tinajo, angsterfüllt von der immer näher rückenden Magma, die Hilfe der Virgen de Los Dolores, der Schmerzensmutter. Sie versprachen, eine Kapelle zu erbauen, die ihr gewidmet werden würde. Unter Einsatz seines Lebens nagelte ein Mann ein Kreuz am Rande der Lava fest und an diesem Punkt hielt der Ausbruch inne und hinterließ inmitten der Verwüstung einen weißen Fleck. So bekam das Dorf, in dem die Kapelle nun steht und das den Festtag zu Ehren der Virgen de Los Volcanes feiert, den Namen Mancha Blanca.

Bevor Sie sich auf die Pilgerreise begeben, die dieses Jahr am Samstag, den 9. September, stattfindet, müssen Sie sichergehen, dass Ihre Kleidung angemessen ist. Es ist sehr einfach, die typischen Röcken, Hosen oder Westen zu bekommen, denn momentan sind die Schaufenster der Läden voll mit kanarischer traditioneller Kleidung, um alle damit zu versorgen, die zur Kapelle der Virgen de Los Dolores pilgern wollen. An der Pilgerfahrt nehmen unzählige Menschen teil, alle sind willkommen bei einem der intensivsten Erlebnisse, das die Essenz dieser Region widerspiegelt. Die Wege und Straßen sind voller Gruppen von Freunden und Familien, die die Geselligkeit und enyesque (leichte Snacks) mit allen teilen, die sie begleiten wollen. Unser Vorschlag: Brechen Sie früh am Morgen am Bauernmuseum auf, einem ikonischen Werk von César Manrique, das eine Hommage an den Landbau auf der Insel darstellt.

Wenn Sie in die Tradition von Lanzarote eintauchen wollen, dürfen Sie sich eine Veranstaltung nicht entgehen lassen: die 34. Feria Insular de Artesanía, die vom 8. – 15. September stattfindet. Auf dieser Inselmesse der Handwerkskunst versammeln sich dieses Mal wieder neunzig Kunsthandwerker von allen Kanarischen Inseln, zudem ist Chile als Gastland dabei. Schärfen Sie Ihre Sinne bei dem wundervollen Anblick der uralten Techniken, die schon die Ureinwohner der Dörfer anwandten. Zum lokalen Kunsthandwerk gehören natürliche Färbemittel, zarte Stickereien und Keramik aus Ton von Lanzarote. Ein Messebesuch wird zu einem interkulturellen Ritual. Nutzen wir die Gelegenheit, um den Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern Fragen zu stellen: über das Holz, aus dem sie die timples fertigen, über die Legende der Figuren aus Los Novios del Mojón, über das Feingefühl und die Ausdauer, die diese Rosettenstickerei, Korbflechterei und die Flechtkunst aus Palmblättern erfordern … So verschmelzen wir immer mehr mit dem Wesen der Insel, das im Bereich der Handwerkskunst so würdig repräsentiert wird.

Die Folklore von Lanzarote ist ein Schatz, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es gibt kaum eine Familie auf der Insel, in der nicht mindestens ein Familienmitglied timple (das typische Saiteninstrument der Kanaren) spielt oder in einer Gruppe tanzt. Daher ist traditionelle Musik eines der Kernelemente dieses Festes, mit Aufführungen wie dem Encuentro folclórico Nanino Díaz Cutillas, der dieses Jahr am Freitag, den 8. September, stattfindet. Wir lassen uns mitreißen von folkloristischen Stücken wie Isas, Folías und Malagueñas, von den Rhythmen der Chácaras, Trommeln und Gitarren; von den Volants der Röcke, Schärpen und Schleifen der Tänzerinnen und Tänzer. Suchen wir uns einen schönen Platz im Publikum, das sich auf der Plaza von Mancha Blanca versammelt, um bei diesem folkloristischen Miteinander dabei zu sein, das wie kein anderes die Identität der Menschen auf Lanzarote verkörpert.

Nachdem Sie auf den Festen Ihren Spaß hatten und die Besonderheiten Lanzarotes verstanden haben, wollen Sie mit Sicherheit mehr über die Geschichte der Insel erfahren, und Tinajo bietet Ihnen dazu die Gelegenheit. Diese Gemeinde ist die Hüterin eines Großteils der beeindruckenden Vulkanlandschaften der Insel. Wie Agustín de la Hoz in seinem Buch Lanzarote schrieb: „In einer sonderbaren und unheimlichen Landschaft, zwischen Grün-, Ocker- und Schwarztönen, erstreckt sich vor unseren Augen der Weiler Tinguaton, der eingepfercht liegt inmitten nicht mehr und nicht weniger als fünf Vulkankratern: Tinache, Caldera Quemada, Uga, La Caldereta und Guiguan”. Wenn wir unser Wissen noch weiter vertiefen wollen, können wir in das Besucher- und Interpretationszentrum La Mancha Blanca gehen, bevor wir den Nationalpark Timanfaya besuchen. Und alle, die gern wandern, können sich ganz gefahrlos auf einige Wege der Vulkane El Cuervo, Montaña Colorada oder Caldera Blanca begeben. Die Aschemeere und die schier unmöglichen Vulkanformen werden auch nach Ihrer Abreise einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wenn Sie wieder abreisen, werden Sie sich anders fühlen, verwandelt, erneuert, ein bisschen mehr wie wir Bewohner Lanzarotes.