Das Gebirgsmassiv Famara und das Naturdenkmal Los Ajaches sind Töchter des Vulkanismus, ebenso wie der Nationalpark Timanfaya oder das Ödland, das der Vulkan La Corona vor 20.000 Jahren entstehen ließ. Heute reisen wir an besondere Orte der Insel: Orte, an denen öffentliche Kunst und wissenschaftliche Forschung nebeneinander existieren. Auf die Plätze, fertig, los!
Können Sie sich vorstellen, mit der unterirdischen Wärme von Lanzarote das Licht einzuschalten und zu kochen? Der Traum, die Geothermie vulkanischen Ursprungs zur Energieerzeugung zu nutzen, rückt dank einer Gruppe von Wissenschaftlern am Instituto de Smart Cities der Universidad Pública de Navarra immer näher.
Seit 31. August letzten Jahres ist im Nationalpark Timanfaya ein Prototyp eines thermoelektrischen Generators installiert: ein kleines, leises, robustes und umweltfreundliches Gerät, dessen Aufgabe es ist, die Temperatur von 170 °C, die einige Meter unter der Erde gemessen wird, in Strom zu verwandeln.
Wie das funktioniert? Mit der gleichen Temperatur, die in Hotelkühlschränken genutzt wird: Thermoelektrizität. Erstes Ziel ist es, genügend Energie zu erzeugen, um das Besucher- und Informationszentrum in Mancha Blanca und das Restaurant El Diablo energieautark zu machen. Den wissenschaftlichen Berechnungen für das Projekt zufolge, das vom Instituto Tecnológico y de Energías Renovables y el Instituto Volcanológico de Canarias (Institut für Technologie und erneuerbare Energien und das Vulkanologische Institut der Kanarischen Inseln) unterstützt wird, können die ungewöhnlichen Temperaturen unter der Erde von Lanzarote zweihundert Haushalte auf der Insel mit Energie versorgen.
Warum nur ist der Name „Feuerberge“ jetzt noch sinnvoller? 🙂 Reisende, die diese Berge besuchen, können die Effekte dieser geothermischen Anomalien beobachten, die die bedeutendsten der gesamten Kanarischen Inseln sind. Wird ein wenig Wasser in ein Loch geschüttet, verwandelt es sich in Sekundenbruchteilen in einen mächtigen Geysir: Eine Säule aus Dampf und heißem Wasser, die aus der Erdoberfläche emporschießt. Dies ist das gleiche ‚Feuer’, das die Verbrennung des Stechginsters bewirkt, den die Arbeiter im Nationalpark in kleine ‚Öfen‘ legen, die knapp unter der Oberfläche ausgehoben wurden, über die die Besucher laufen. So funktioniert auch eines der Schmuckstücke im Restaurant El Diablo: Der von César Manrique entworfene Grillofen, der das Fleisch mit der Kraft der Wärme unserer Insel brät.
Trainingsbasis für Astronauten
Die Europäische Weltraumagentur arbeitet seit vier Jahren auf Lanzarote, um Expeditionen auf den Mond und Mars vorzubereiten. Warum gerade hier? Den Grund finden wir im Klima und der geologischen Beschaffenheit der Insel, welche sie zu einem unübertrefflichen Ort zum Simulieren einer Basis auf dem Erdtrabanten oder dem roten Planeten machen.
Der Astronaut Matthias Maurer, der diesen Herbst auf die Internationale Raumstation reisen wird, trainierte 2017 in Tinguatón und erlebte, wie die scharfkantigen Basaltfelsen einiger Felsvorsprünge einen der Handschuhe seines Raumanzugs zerrissen. Wäre dies auf einer echten Mission passiert, wäre sein Leben in großer Gefahr gewesen.
Eine der wichtigsten Arbeiten der Forscher besteht darin, die Spur des Wassers entdecken zu können. Auf Lanzarote untersuchen sie mit besonderem Interesse die Krusten, welche einen Teil der Vulkanröhre von La Corona sowie die Sturzbäche von Caldera Blanca bedecken, die denen sehr ähneln, die kürzlich auf dem Mars entdeckt wurden, und die das Vorhandensein eines Oberflächenabflusses beweisen, einer Flüssigkeit, die auf der Oberfläche zirkuliert.
Dank der Vereinbarung, die Inselregierung von Lanzarote und die Europäische Weltraumagentur bis 2022 unterzeichnet haben, wird die Insel weiterhin ein planetarisches Pendant von weltweiter Relevanz sein. Am 18. Februar dieses Jahres landete die Sonde Perseverance im Jezero-Krater auf dem Mars, mit der Mission, Spuren von Leben zu suchen. Die NASA taufte den für die Landung vorgesehenen Ort Timanfaya. Die Wetterstation des Roboters wurde komplett in Spanien entworfen und gefertigt. Auch seine Supercam trägt einen spanischen Technologietempel. Sie kann die chemische Zusammensetzung des Marsgesteins analysieren.
70 Orte für ‚Geotourismus’
Die Landschaft, die wir auf der geschichtsträchtigen Vulkanroute durchqueren, welche von Wissenschaftlern des Instituto Geológico y Minero de España (Institut für Geologie und Bergbau Spaniens) und der Universidad La Laguna entworfen wurde, ist noch faszinierender, wenn wir all diese Fakten kennen. Die Farben und reizvollen Formen der Felsen geben auch essenzielle Informationen für die wissenschaftliche Gemeinschaft preis.
Das Laboratorio de Geociencias de Lanzarote (Geowissenschaftliche Labor Lanzarote) überwacht die Erde seit 1987 mit drei Beobachtungsmodulen in Timanfaya, der Kunst- und Kulturstätte Jameos del Agua und der Lavaröhre Cueva de los Verdes. So misst es eine Vielzahl von Parametern, die für Forschungszentren in Europa, Amerika und Asien unentbehrlich sind.
Auf der nur 850 km2 großen Insel hat die wissenschaftliche Gemeinschaft siebzig Orte von geologischem Interesse inventarisiert, an denen wir sehen können, wie sich das Klima seit prähistorischen Zeiten verändert hat. Zu ihrem Status als Biosphärenreservat kam für Lanzarote und den Chinijo-Archipel 2015 der Titel Geopark hinzu, der von der UNESCO für ihre „außergewöhnliche“ Geologie und den Aufschwung des Geotourismus verliehen wurde.
Wenn Sie dieses Jahr an Ostern in einer Hängematte liegen und bewundernd das Himmelsgewölbe betrachten oder die Struktur eines Felsens berühren, nachdem Sie im Meer baden waren, denken Sie daran, dass Sie sich in einem der Herzstücke der vulkanischen Schönheit und des wissenschaftlichen Fortschritts befinden.